Die Geschichte der Legalisierung von Homosexualität in den europäischen Ländern ist geprägt von einer Vielzahl unterschiedlicher Entwicklungen und Veränderungen im Laufe der Zeit. Auch innerhalb Deutschlands gab es dabei Unterschiede.
Im Deutschen Reich wurde Homosexualität bereits im 19. Jahrhundert unter Kaiser Wilhelm II. kriminalisiert. Der sogenannte „Paragraph 175“ wurde 1871 im Strafgesetzbuch eingeführt und kriminalisierte sexuelle Handlungen zwischen Männern. Unter der nationalsozialistischen Herrschaft wurde die Verfolgung homosexueller Männer verschärft, und tausende von ihnen wurden in Konzentrationslagern inhaftiert oder ermordet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland in die BRD und die DDR geteilt. In der BRD blieb der Paragraf 175 auch nach dem Krieg bestehen und wurde weiterhin rigoros angewendet. Homosexuelle Männer waren der sozialen Ächtung ausgesetzt und wurden oft von der Gesellschaft stigmatisiert. Die Schwulenbewegung begann in den 1960er Jahren, für ihre Rechte zu kämpfen. Es bildeten sich erste homosexuelle Interessengruppen, und Aktivisten forderten die Abschaffung des Paragrafen 175. Schließlich wurde der Paragraf 175 im Jahr 1969 gelockert und Homosexualität unter Erwachsenen über 21 Jahren wurde entkriminalisiert. Allerdings blieb der Paragraf noch bis 1994 in abgewandelter Form im Strafgesetzbuch und kriminalisierte sexuelle Handlungen zwischen Männern, wenn einer der Partner unter 18 Jahre alt war oder wenn eine Zwangslage ausgenutzt wurde. Erst im Zuge der Reform des Strafrechts in den 1990er Jahren wurde der Paragraf 175 schließlich vollständig gestrichen. Am 11. Juni 1994 trat die Strafrechtsreform in Kraft, die die Gleichstellung homosexueller Handlungen mit heterosexuellen Handlungen herstellte.

In der DDR wiederum sah die Situation anders aus. Rechtlich betrachtet wurden homosexuelle Handlungen in der DDR nach der Strafrechtsreform von 1968 entkriminalisiert. Die Altersgrenze für einvernehmlichen Sex wurde gleichgestellt, was einen Fortschritt gegenüber vielen westlichen Ländern darstellte. Dennoch gab es eine Einschränkung für homosexuelle Männer: Das Schutzalter lag bei 18 Jahren, während es für heterosexuelle Paare bei 14 Jahren lag. Dies führte zu einer gewissen Diskriminierung. Trotz der rechtlichen Verbesserungen war die Gesellschaft in der DDR nicht vollständig tolerant gegenüber Homosexualität. Viele Menschen hatten Vorurteile und Homophobie blieb ein Problem. Die sozialistische Ideologie betonte die Familie als Grundstein der Gesellschaft, was eine traditionelle Sicht auf Partnerschaften förderte und gleichgeschlechtliche Beziehungen tabuisierte. Homosexuelle lebten daher oft im Verborgenen und schützten ihre Identität, um sozialen Stigmatisierungen und Repressalien zu entgehen. Es gab keine offizielle Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Beziehungen oder die Möglichkeit, diese zu legalisieren, was zu einem Mangel an gesellschaftlicher Sichtbarkeit führte. In den späten 1980er Jahren, kurz vor dem Fall der Mauer, begannen einige Aktivisten für LGBT-Rechte in der DDR, sich zu organisieren und öffentlich für ihre Anliegen einzutreten. Doch die politischen Umwälzungen überschatteten diese Bemühungen, und die Etablierung der Einheit Deutschlands nach 1990 führte zu einer Neubewertung der Rechtslage und gesellschaftlicher Akzeptanz. Man übernahm aber auch die Rechtsgrundlage der BRD, womit der Paragraf 175 auch wieder auf dem Gebiet der ehemaligen DDR bestand, wenn auch nicht mehr in der gleichen Form wie vor der Teilung Deutschlands.
Im Jahr 2001 wurde schließlich das Lebenspartnerschaftsgesetz (LPartG) eingeführt, das homosexuellen Paaren ähnliche Rechte und Pflichten wie in der Ehe einräumte, aber dennoch einige Unterschiede aufwies. Der Kampf für die vollständige Gleichstellung führte schließlich zum historischen Durchbruch. Am 30. Juni 2017 stimmte der Deutsche Bundestag für die Ehe für alle, die die volle rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen ermöglichte. Diese Gesetzesänderung trat am 1. Oktober 2017 in Kraft und ermöglichte homosexuellen Paaren das Recht zur Eheschließung und gleichberechtigten Partnerschaft, einschließlich gemeinsamer Adoption. Die Einführung der Ehe für alle war ein weiterer bedeutender Fortschritt für die LGBTQ+-Rechte in Deutschland, und sie machte das Land zu einem Vorreiter in der Gleichstellung homosexueller Paare. Obwohl es immer noch Herausforderungen gibt und Vorurteile nicht vollständig verschwunden sind, zeigt die Entwicklung der Homosexuellenrechte in Deutschland den langen Weg von der Kriminalisierung und Diskriminierung hin zur Anerkennung und Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und Ehen.

In Frankreich begann sich die rechtliche Situation für Homosexuelle in den 1980er und 1990er Jahren zu verbessern. Die Entkriminalisierung von Homosexualität erfolgte bereits 1791 während der Französischen Revolution. Allerdings war es erst 1982, dass gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen zwischen einvernehmlichen Erwachsenen vollständig entkriminalisiert wurden. Ein bedeutender Schritt zur Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften wurde 1999 mit der Einführung des sogenannten PACS (Pacte civil de solidarité) unternommen, einem eingetragenen Partnerschaftsinstitut, das auch heterosexuellen Paaren offensteht. In Großbritannien wiederum wurde Homosexualität lange Zeit kriminalisiert und unter dem berüchtigten „Buggery Act“ von 1533 bestraft. Erst im Jahr 1967 wurde die Strafbarkeit von einvernehmlichen homosexuellen Handlungen zwischen erwachsenen Männern in England und Wales aufgehoben. Schottland und Nordirland folgten in den Jahren danach. Die rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen erfolgte schließlich 2014 in England, Wales und Schottland und 2019 in Nordirland. In Schweden begann der Weg zur Legalisierung homosexueller Handlungen in den 1940er Jahren. Schrittweise Reformen in den folgenden Jahrzehnten führten 1944 zur Aufhebung des Verbots privater homosexueller Beziehungen. Dann, im Jahr 1972, schaffte Schweden das Gesetz ab, das gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen zwischen Männern kriminalisierte. Die Legalisierung wurde 1979 auf einvernehmliche homosexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen erweitert. Diese bahnbrechenden Schritte zeigten das fortschrittliche Denken des Landes in Bezug auf LGBTQ+-Rechte und setzten ein wichtiges Zeichen für die Akzeptanz sexueller Vielfalt und Gleichberechtigung. Die Legalisierung trug dazu bei, das gesellschaftliche Klima für die LGBTQ+-Gemeinschaft zu verbessern. Heute gilt Schweden als eines der offensten und fortschrittlichsten Länder in Bezug auf LGBTQ+-Rechte.
In den Osteuropäischen Ländern, welcher eher konservativ geprägt sind, sah und sieht diese Entwicklung ein wenig anders aus. In der Geschichte Ungarns war die Rechtslage bezüglich Homosexualität beispielsweise sehr wechselhaft. Während der Zeit der österreichisch-ungarischen Monarchie (1867-1918) war Homosexualität strafbar. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Zusammenbruch der Monarchie wurden einige Restriktionen gelockert, aber die rechtliche Situation blieb vage. Während der kommunistischen Ära (1947-1989) wurde Homosexualität entkriminalisiert, aber gleichgeschlechtliche Beziehungen blieben weitgehend tabuisiert. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus wurden schließlich LGBT-Rechte eingeführt, einschließlich Antidiskriminierungsgesetzen und der rechtlichen Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Allerdings nahmen die Spannungen und Diskriminierung gegenüber LGBT-Menschen in den letzten Jahren zu, begleitet von populistischen und rechtsgerichteten politischen Entwicklungen unter der Regierung Orbans. So definierte eine Verfassungsänderung die Ehe 2012 als Verbindung zwischen Mann und Frau, was die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe verhinderte.

Insgesamt zeigt die Geschichte der Legalisierung von Homosexualität in europäischen Ländern, dass die Entwicklungen von Land zu Land variieren und von gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Faktoren beeinflusst werden. Viele europäische Länder haben in den letzten Jahrzehnten Fortschritte gemacht, um die Rechte und Anerkennung von LGBTQ+-Personen zu verbessern. Aber auch 2023 gibt es immer noch zahlreiche Herausforderungen in Bezug auf Gleichstellung und Akzeptanz zu bewältigen.