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Von Liebe zu Leid

In der Welt der zwischenmenschlichen Beziehungen kann die Liebe sowohl ein Segen als auch eine Herausforderung sein. Sie kann uns mit Glück, Zufriedenheit und tiefer Verbundenheit erfüllen, aber gleichzeitig auch unseren emotionalen Zustand belasten und uns verwundbar machen. Während wir nach harmonischen Beziehungen streben, gibt es leider eine düstere Seite der Liebe, die manchmal die Oberhand gewinnt: toxische Beziehungen. 

Toxische Beziehungen zeichnen sich durch Verhaltensweisen aus, die dem*der Partner*in emotional oder physisch schaden. Im Gegensatz zu gesunden Beziehungen, die zu unserem Selbstwertgefühl und einem emotionalen Gleichgewicht beitragen, mindern toxische Beziehungen unser Selbstvertrauen und führen zu einer gewissen Erschöpfung. Es ist wichtig anzumerken, dass selbst harmonische Beziehungen ihre toxischen Momente haben können, da alle fehlbar sind. Obwohl es verlockend sein mag, toxische Beziehungen als Seltenheit oder Ausnahmeerscheinung abzutun, ist die Realität eine andere. Viele Menschen haben schon einmal eine toxische Beziehung erlebt oder sind noch immer in einer gefangen. Doch wie entstehen toxische Beziehungen? Eine Beziehung zwischen zwei Menschen, die ursprünglich mit positiven Absichten beginnt, kann allmählich in einen Abwärtsstrudel geraten. Die anfängliche Liebe zwischen den Partner*innen kühlt ab und es kommt immer öfter zu Auseinandersetzungen. Mit der Zeit entwickeln beide eine empfindliche Haut und die ständigen Streitereien schaden der Beziehung und beiden Partner*innen. Die positiven Tage werden seltener, während die negativen überwiegen. Die ist es, was man als toxische Beziehung bezeichnet. Ursprünglich haben beide Partner*inne den Wunsch, eine liebevolle Verbindung zu führen, aber aufgrund des Alltags und negativer Dynamiken wird die Beziehung von Tag zu Tag schwieriger, bis sie sich gegenseitig das Leben schwer machen. Man muss jedoch unterscheiden zwischen einer toxischen Beziehung und einer Beziehung mit einem*einer toxischen Partner*in. In einer toxischen Beziehung sind zwei gute Menschen mit positiven Absichten in einem negativen Kreislauf unbewusster Verhaltensweisen gefangen, den sie ohne Hilfe nicht durchbrechen können. Bei einer Beziehung mit einem*einer toxischen Partner*in hingegen versucht eine schlechte Person, ihren*ihre Partner*in zu manipulieren, um ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen.

Toxische Beziehungen oder Partner*innen äußern sich durch verschiedene dysfunktionale Verhaltensweisen. Im Folgenden sind einige Anzeichen aufgelistet, die ein Hinweis darauf sein können, dass eine Beziehung oder ein*e Partner*in toxisch ist:

  • Abwertung: Der toxische Beziehungspart setzt den anderen herab und verspottet dessen Ideen, Überzeugungen und Wünsche. Sogar in der Öffentlichkeit stellt er den anderen bloß und ignoriert die Bitte, damit aufzuhören. Ihr scheinbar humorvolles Verstecken hinter Aussagen wie „Es ist doch nur Spaß“ tarnt die Tatsache, dass ihr Verhalten ernst ist. Ziel ist es dabei, den*die Partner*in vollständig zu kontrollieren. 
  • „Schlechte Laune“: Hier sind Wutausbrüche und das tagelange Vermeiden konstruktiver Interaktion keine Seltenheit. Dabei ist Einschüchterung ein häufiges Verhaltensmuster, dass der toxische Partner bei seinen Wutausbrüchen aufweist. Solche emotional missbräuchlichen Partner*inne zeigen ihre aggressive Seite selten in der Öffentlichkeit, sodass die Beziehung von Dritten nicht als toxisch wahrgenommen wird.
  • Schuldgefühle: In toxischen Beziehungen wird Kontrolle oft durch das Hervorrufen von Schuldgefühlen beim Opfer ausgeübt. Die toxische Person manipuliert den anderen, indem sie ihm jedes Mal ein schlechtes Gewissen macht, wenn etwas getan wurde, was ihm*ihr nicht gefällt. Dabei ist das Hervorrufen von Schuldgefühlen die gängigste Form der Kontrolle, die von toxischen Eltern verwendet wird, um ihre erwachsenen Kinder zu kontrollieren.
  • Abhängigkeit: Die toxische Person übergibt dem anderen jede Entscheidung, sei es das Abendessen oder der Autokauf. Der toxische Partner wird dann durch sein passiv-aggressives Verhalten wie schmollen oder schweigen deutlich machen, dass die getroffene Entscheidung falsch war. Oder wenn man ein Wochenende mit den Eltern verbringen, kommt der*die Partner*in zwar mit, spricht aber zwei Tage lang mit niemandem. 
  • Ausnutzen: Zu Beginn einer Beziehung erscheinen Ausbeuter*innen oft nett und zuvorkommend. Solange sie auch bekommen, was sie wollen, verhalten sie sich so freundlich. Das Problem hierbei liegt in der Einseitigkeit und der Tatsache, dass man nie genug für die tun kann. Ausbeuter*innen nehmen viel Energie in Anspruch und werden den anderen mühelos verlassen, wenn sie jemanden finden, der mehr für sie tut.
  • Eifersucht: Toxisches Verhalten dieser Art ist äußerst schädlich. Zu Beginn der Beziehung mag die „Eifersucht“ des Partners vielleicht schmeicheln. Im Laufe der Zeit werden toxischer Partner*innen jedoch immer misstrauischer und dominanter. Sie überprüfen den Kilometerstand des Autos, um sicherzustellen, dass man nirgendwo hingefahren ist, oder stellen Fragen, wenn man einmal länger arbeiten muss. 

In der Regel haben Paare einer toxischen Beziehung  ein Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung ist. Oft fällt es ihnen jedoch schwer, die richtigen Worte für ihre Situation zu finden. Sie spüren, dass Veränderungen notwendig sind. Jedoch wissen sie nicht, wo sie anfangen sollen. Neben der Möglichkeit einer Paartherapie, können die Partner*innen auch selbst den Prozess der Veränderung initiieren und ihre Partnerschaft auf eine neue Ebene bringen. Eine bedeutende Voraussetzung dafür ist, dass sie offen über ihre Probleme sprechen. Zudem sollten sie  bereit dazu sein, an der Beziehung zu arbeiten. Auch kann es einen positiven Einfluss auf die Beziehung haben, wenn man denselben Interessen nachgeht. Ob zusammen kochen, eine Sportart gemeinsam ausüben oder regelmäßig ins Kino gehen – gemeinsame Aktivitäten verbessern die Dynamik und fördern ein wertschätzendes Miteinander. Merken beide Partner*innen jedoch, dass sie die Beziehung nicht mehr retten können, ist es besser, diese zu beenden. Wenn man als Außenstehender bemerkt, dass z.B. die eigene beste Freundin in einer toxischen Beziehung steckt, kann man ihr helfen, indem man ihr zuhört, sie ermutigt, ihre Gefühle anzuerkennen, ihr einen Safe Place bietet und zusammen mit ihr Anlaufstellen findet und besucht.

Zusammenfassend sind toxische Beziehungen eine enorme gesundheitliche Belastung, die die psychische Verfassung der Beziehungspartner*innen negativ beeinflusst. Jedoch gibt es immer Möglichkeiten, toxische Beziehungen zu retten oder sich selbst aus solchen zu befreien, indem man beispielsweise bei Beratungsstellen Hilfe sucht:

  • Hilfetelefon – Gewalt gegen Frauen: 08000 116 016
  • Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222
  • Deutsche Depressionshilfe: 0800 33 44 533

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