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Love Your Body: Warum Body Positivity wichtiger denn je ist

In unserer Gesellschaft sind Körperbilder allgegenwärtig und beeinflussen unser Selbstbild oft maßgeblich. Besonders in der Welt der Mode und Schönheit wird ein einseitiges Schönheitsideal bevorzugt, auch bekannt als 90-60-90. Dabei stehen die Zahlen für eine üppige Oberweite, einen flachen Bauch und eine kurvige Hüfte. Vor allem die TV-Show „Germany´s Next Topmodel“ steht in der Kritik, ein verzerrtes Bild von Körpern und Schönheit zu vermitteln. Rund 15% der Frauen in Deutschland lassen sich durch soziale Netzwerke oder TV-Shows wie GNTM in ihrer Körperwahrnehmung beeinflussen. Vor allem junge Menschen sind besonders anfällig für solche gängigen Schönheitsideale. 

Doch nun soll Schluss damit sein! Jeder, der in den sozialen Medien unterwegs ist, wird schon einmal über den Begriff Body Positivity gestolpert sein. Allein auf Instagram lassen sich unter dem Hashtag #bodypositivity ca. elf Millionen Beiträge finden. Im Allgemeinen handelt es sich bei dem Begriff um den Aufruf, mehr Eigenliebe in Bezug auf den eigenen Körper zu empfinden.

Was ist Body Positivity?

Hinter dem Begriff steht nicht nur die Aufforderung zu mehr Selbstliebe, sondern auch eine soziale Bewegung, die sich dafür einsetzt, dass Menschen aller Formen, Größen, Geschlechter und Fähigkeiten ein positives Körperbild von sich selbst haben und Diskriminierung aufgrund des Aussehens verhindert wird. Entstanden ist die Bewegung schon in den 1960er Jahren und ist seither zu einer international agierenden Initiative geworden. Die Anfänge der Body-Positivity-Organisation lassen sich jedoch schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts finden. Dort gründete sich eine feministische Bewegung, die sich für das Ende der Verwendung von Korsetts einsetzte.

Die Ziele der Body-Positivity-Bewegung sind vielfältig. Zum einen möchte man dazu beitragen, dass Menschen ein positiveres Körperbild entwickeln und lernen, sich selbst zu akzeptieren. Um dies zu erreichen, setzt sich die Bewegung gegen die Verbreitung von unrealistischen Schönheitsidealen ein und fordert ein breites und besseres Verständnis von Schönheit, verschiedenen Körpertypen, Hautfarbe und Geschlechtsidentität. Zudem möchte man Diskriminierung und Stigmatisierung aufgrund des Aussehens bekämpfen und dazu beitragen, dass Menschen unabhängig von ihrem Erscheinungsbild gleichberechtigt werden.

Body Positivity ist wichtiger denn je. Sie kann in vielerlei Hinsicht zu einem positiveren und gesünderen Leben führen. Die Psychologin Phillippa Diedrichs äußert im „Science Focus Podcast“ der BBC, dass das Körperbild direkt mit dem eigenen psychischen Wohlbefinden verbunden ist. Menschen, die unzufrieden mit ihrem eigenen Körper sind, leiden eher unter Stress, Ängsten und Depressionen, so Diedrichs. Demnach sind Menschen mit einem positiven Körperbild stressresistenter und erleben häufiger optimistischere Emotionen.

Neben Body Positivity gibt es eine weitere Bewegung, die oft mit dieser in Zusammenhang gebracht wird: die Body-Neutrality-Bewegung. Beide Initiativen setzen sich für die Förderung eines positiven Körperbildes und Selbstakzeptanz ein. Der Unterschied liegt jedoch darin, dass bei Body Neutrality das Ziel im Fokus steht, das eigene Selbstwertgefühl weniger an die äußere Erscheinung zu koppeln. Bei Body Positivity geht es wiederum darum, die Wahrnehmung von Körpertypen und -größen zu erweitern.

Wie beeinflusst Germany´s Next Topmodel das Körperbild?

Einer der Hauptkritikpunkte an der TV-Show in Bezug auf Körperbilder ist, dass sie ein sehr begrenztes und unrealistisches Schönheitsideal fördert. Die Teilnehmerinnen sind in der Regel sehr dünn und haben ein makelloses Aussehen, was nicht repräsentativ für die Vielfalt von Körpern und Sicherheitsmerkmalen ist. Diese Darstellung führt zu einer Verzerrung des Selbstbildes und einer negativen Einstellung zum eigenen Körper bei den Zuschauer*innen, insbesondere bei jungen Mädchen und Frauen. Die große Gefahr, die sich dahinter verbirgt, ist der Versuch, dem Ideal durch ungesunde Diäten oder Schönheitsoperationen nachzueifern. 

Generell lassen sich in der Show viele Situationen finden, in denen die Körper der Teilnehmerinnen häufig sehr stark in den Fokus gerückt werden und generell viel Wert auf die Körpermaße der Models gelegt wird.  So ist beispielsweise die Kleidung bei Catwalk-Shows oder Fotoshootings meist sehr knapp und die Models werden in provokanten Posen abgebildet, um ihre Körper möglichst vorteilhaft darzustellen. Auch die Jury fördert unrealistische Körperbilder, indem die Juroren oft sehr kritisch über das Aussehen und die Körpermaße der Kandidatinnen sprechen. Zudem werden häufig Aufnahmen der Teilnehmerinnen beim Sport oder im Fitnessstudio gezeigt, um den Eindruck zu erwecken, dass körperliche Fitness und ein schlanker Körper die wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Karriere als Model sind. All diese Elemente tragen dazu bei, dass sich vor allem die jungen Zuschauerinnen unter Druck gesetzt fühlen, diesen Idealen nachzueifern.

Was können wir tun, um Body Positivity zu fördern?

Um eine positivere Körperwahrnehmung zu erlangen, gibt es folgende Möglichkeiten:

  • Fokussiere dich auf das Positive. Was ist dir besonders gut gelungen? Über was hast du dich gefreut? 
  • Vergleiche dich nicht mit anderen. Erkenne das Besondere und nicht die Makel.
  • Lerne, die Medien für dich zu nutzen: Folge Accounts, die dich stärken, anstatt dich zu entmutigen. 
  • Nimm nicht jede Kritik an. Überlege genau, wer was zu ihnen sagt und mit welcher Absicht.
  • Suche dir Unterstützung von Freunden, Familie oder professionelle Berater, die dir bei der Entwicklung eines positiveren Selbstbildes helfen.

Bereits viele Creator*innen und Aktivist*innen setzen sich in den sozialen Medien für eine gesündere Darstellung von Körpern ein. Megan Jayne Crabbe, eine Autorin, Rednerin und Aktivisten engagiert sich auf Instagram für die Body-Positivity-Bewegung und die Ablehnung von Diäten. Doch auch in Werbung und Marketing wird Body Positivity immer wichtiger. Ein erfolgreiches Beispiel stellt der Damenrasierer-Hersteller Gillette Venus dar, der sich mit seiner Kampagne „My Skin. My Way.“ für ein positiveres Körperbild stark macht. In Kooperation mit DKMS LIFE unterstützt das Unternehmen Kosmetikseminare für Krebspatientinnen, um den Frauen dabei zu helfen, besser mit den äußerlichen Veränderungen durch ihre Krebserkrankung umgehen zu können und sich in ihrem Körper wohlzufühlen.

Fazit

Zusammenfassend ist Body Positivity in unserer Gesellschaft wichtiger denn je. Die Bewegung fördert nicht nur Selbstliebe, sondern kämpft auch für eine Gesellschaft, in der alle Menschen, unabhängig von ihrer Körperform, -größe, ihres Geschlechts oder ihrer Fähigkeiten, ein positives Körperbild haben und frei von Diskriminierung aufgrund ihres Aussehens sind. Durch die Förderung eines positiven Körperbildes kann die Bewegung zu einem gesünderen und optimistischeren Leben beitragen. 

Die Zukunft der Body-Positivity-Bewegung sieht vielversprechend aus, da immer mehr Menschen auf der ganzen Welt für Körperakzeptanz und Diversität eintreten. In den letzten Jahren hat die Bewegung an Aufmerksamkeit und Einfluss gewonnen und wird voraussichtlich weiter wachsen. Dabei wird auch die verstärkte Zusammenarbeit mit der Mode- und Medienindustrie erwartet, um realistischere Schönheitsstandards zu etablieren und für eine Welt ohne Diskriminierung einzustehen.

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