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Depressionen in der Partnerschaft

Wie fast jede Krankheit, beeinflusst auch die Depression eine Beziehung. Wir wollen deswegen heute beschreiben, welche Auswirkungen eine Depression auf die Partnerschaft haben kann, wie man die oder den Partner*in am besten unterstützen kann und welche Hilfe es von außerhalb gibt. Das Wichtigste zu Beginn: jede Partnerschaft und jede Depression ist anders, dies ist weder ein vollständiger Leitfaden, noch ein Ersatz für therapeutische Hilfe. Solltest du selber Symptome einer Depression an dir oder einer nahestehenden Person wahrnehmen, findest du Hilfe bei der kostenfreien Telefonseelsorge unter 0800-1110111 oder 0800-1110222. Zusätzlich zu diesem Angebot gibt es auch noch explizite Hilfe unter dem Info-Telefon Depression 0800 3344533 sowie auf der Website der Deutschen Depressionsliga.

Laut dem Bundesministerium für Gesundheit erkranken in Deutschland bis zu 20% aller Menschen im Laufe ihres Lebens an einer Depression oder chronisch depressiven Verstimmung. Zu den Hauptsymptomen einer Depression zählen das Gefühl einer inneren Leere, eine dauerhafte depressive Verstimmung, ein starker Antriebsmangel sowie der Verlust an Interessen und Freude. Zudem kann es zu einer gewissen Hoffnungslosigkeit, Schlafstörungen, Appetitminderung, vermindertem Selbstwertgefühl und Suizidgedanken bis hin zu suizidalen Handlungen kommen. Die Ursachen für eine Depression sind sehr komplex und oft nicht eindeutig zu bestimmen.  Dementsprechend unterschiedlich ist auch die Behandlung, meist wird auf eine Kombination aus Medikamenten (Antidepressiva) und Psychotherapie gesetzt. In den meisten Fällen kann eine Depression erfolgreich behandelt werden. Doch der Weg dahin ist schwer, meist warten Menschen mit der Erkrankung lange, bis sie sich an einen Arzt wenden, anschließend dauert es häufig mehrere Monate, bis ein geeigneter Therapieplatz zur Verfügung steht.

Eine Depression belastet nicht nur das Leben der Betroffenen, sondern häufig auch einen großen Teil ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen. Erkrankte ziehen sich häufig zurück und empfinden weniger Verbundenheit zu anderen Menschen. Je nach Intensität und Schweregrad der Erkrankung fällt es ihnen schwer, Interesse für ihre Hobbies und ihr soziales Umfeld aufzubringen. Dies kann eine Partnerschaft sehr belasten. In einer repräsentativen Studie der Deutschen Bahn Stiftung und der Deutschen Depressionshilfe gaben 50% der Befragten an,  dass die Krankheit und ihr Umgang damit deutlich spürbare Auswirkungen auf die Beziehung hatten. Bei fast der Hälfte dieser Personen führte dies wiederum dazu, dass die Beziehung auseinanderging. Meist fühlten sich die Betroffenen von ihrem/ihrer Partner*in nicht verstanden und erhielten belastende Vorwürfe für ihr Verhalten. 

Damit eine Beziehung diese Erkrankung übersteht, benötigt es eine Menge Verständnis und Geduld von Seiten der nicht erkrankten Person. Sie muss sich bewusst machen, dass Symptome wie Antriebslosigkeit, eine verringerte Libido und Reizbarkeit nicht ihre Schuld, sondern Auswirkungen der Krankheit sind. Am allerwichtigsten ist eine offene und ehrliche Kommunikation, bei welcher immer wieder über das Verhalten und Empfinden geredet wird. Dabei muss der/die Partner*in auch Verständnis zeigen, sollte der/die Partner*in nicht in der Lage sein, das Verhalten vollständig erklären zu können. Besteht noch keinerlei medizinische Hilfe, ist es sinnvoll wenn der/die Partner*in zu Arztbesuchen ermutigt wird. Wichtig ist es dabei nicht selber Therapeut*in zu spielen, da eine Depression eine ernsthafte Krankheit ist und in die Hände von Expert*innen gehört. Personen mit einem/einer an Depression erkrankten Partner*in sollten gleichzeitig zuhören und Nähe und Hilfe anbieten, aber auch Raum für Ruhe und Rückzug schaffen. Dies kann auch für die nicht erkrankte Person hart sein, wichtig ist es dabei auch die eigenen Grenzen zu wahren und auch auf sich selbst zu achten. Eine Überfürsorge und Aufopferung kann sogar zu einer Co-Depression führen, da man sich zu sehr psychisch verausgabt. Auch der/die Erkrankte sollte darauf, wenn möglich, achten. Der Schlüssel, um dies zu verhindern, ist wie so oft eine gute Kommunikation. Für beide ist es wichtig, sich gegenseitig keine Vorwürfe zu machen. So kann eine Depression und/oder Antidepressiva zu einem stark verminderten Sexualtrieb oder Potenzproblem führen. Dadurch wiederum ist es absolut verständlich, dass der/die Andere sich weniger begehrt und attraktiv fühlt. Ein ehrlicher und offener Austausch der gegenseitigen Empfindungen kann dafür sorgen, dass beide sich trotzdem nah fühlen und auch solche Schwierigkeiten überwunden werden. Hierbei, wie auch bei allen anderen Problemen, stehen zahlreiche externe Möglichkeiten zur Verfügung. Es gibt für Partner*innen von Erkrankten Selbsthilfegruppen oder Online-Angebote, so findet man im Internet ein breites Spektrum an Unterstützung bei der Deutschen Depressionshilfe und der Deutschen Depressionsliga. Zusätzlich gibt es auch das Hilfetelefon des Bundesverbandes der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen unter 01805 / 950951 und 0228 / 71002424, sowie per E-Mail an seelefon@psychiatrie.de.

Eine Depression muss eine Beziehung übrigens nicht nachhaltig schädigen. Erkrankte, welche Unterstützung und Hilfe von ihrem/ihrer Partner*in erhalten haben, berichten häufig davon, dass sich die Beziehung nachhaltig gefestigt und stabilisiert hat. Der gemeinsame Kampf gegen die Krankheit und das Überstehen dieser Hürde kann zu einem intensiven und innigen Zusammenwachsen führen.

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